Unfähig

Heute Abend habe ich eine E-Mail des KESB-Mitarbeitenden erhalten:

 

«Es tut mir sehr Leid um den verschlechterten Gesundheitszustand Ihrer Tante.

Wie ich aus Ihrer Mail entnehme, hatten Sie und M. keinen Kontakt mit einem Notar in Bad Zurzach aufgenommen, um entsprechende Vollmachten zu erteilen. Ist das richtig?

Ehm: Ja! Wieso sollten wir? Ich hatte schriftlich und während des Gesprächs mehrmals betont, dass ich NICHT der Beistand sein kann, da mich das Ganze überfordert. Und unter den Familienmitgliedern und NachbarInnen ist niemand, der das machen könnte bzw. wollte – auch das hatten sowohl M. wie ich mehrmals betont. Deswegen hatten wir uns ja an die KESB gewandt!

«Die Urteilfähigkeit Ihrer Tante Scheint nun anders zu sein, als vor einem Monat.»

Ach! Und das überrascht euch??? Die Frau hat VIER Glioblastome, die schnellst wachsenden Tumore, die es gibt. Und die sind im Hirn, wo es bekanntermassen keine Ausweichstellen gibt.

«Ich hatte heute ein Telefongespräch mit Herrn B. vom Pflegezentrum. Er hat mir den Gesundheitszustand Ihrer Tante beschrieben.»

Na, das ist ja toll! ist ja auch erst einen Monat her seit dem Gespräch. Wobei – Moment  – da war doch noch was: Richtig! Die KESB wollte seinerzeit von mir Namen und Kontaktdaten des Hausarztes haben und bat M. diesen von der Schweigepflicht zu befreien. Mit dem hat aber bis jetzt niemand gesprochen …

«Der Heimarzt, Dr., scheint ausser Stande zu sein, uns etwas über den Gesundheitszustand Ihre Tante zu schreiben. Heute haben wir sein Schreiben erhalten.»

Ja was denn nun? Hat er geschrieben oder nicht? Aber viel weiss der tatsächlich nicht, da er ja eben nicht der Hausarzt ist … Und da M. austherapiert ist, kommt der Heimarzt nur bei Notfällen zum Einsatz.

«Ich werde mich nächste Woche mit den Behördenmitgliedern der KESB absprechen, ob wir nun doch eine Beistandschaft einrichten müssen, was wir eigentlich vermeiden wollten, evtl. auch nochmal mit Frau H. (=M.s Treuhänderin) telefonieren.»

Falsch: WIR (M. und ich) wollen schon seit Monaten eine Beistandschaft! SIE vom KESB versuchen sich ebenso lange davor zu drücken. Und derweilen steigt meine Überforderung fast so schnell, wie sich M.s Gesundheitszustand verschlechtert.

Aber das Problem löst sich ja von selbst: Die durchschnittliche Lebenserwartung nach einer Glioblastom-Diagnose liegt um 9 Monate. Fast die Hälfte haben die Behörden inzwischen erfolgreich ungenutzt verstreichen lassen. Wäre doch gelacht, wenn die den Rest nicht auch noch hinkriegten!

Zynismus-Mode OFF.

 

Ich bin freischaffende Werbetexterin und Inhaberin von Lovey Wymann's Schreib-Lounge. Als anerkannter Gadget-Freak mit einem Hang zu digitalem Lernen äussere ich mich gerne zu neuen Technologien und deren Möglichkeiten zur besseren Integration von Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen (im Englischen so schön mit "Special Needs" umschrieben. Als neugierige Reisende berichte ich zudem gerne von meinen kürzeren und längeren Abstechern  – in Form von Kurzbeiträgen und Reisetagebüchern. Aktuell schreibe ich wieder mehr über den Umgang mit Menschen mit Hirntumoren – weil mich diese Geschichte nun schon das zweite Mal einholt. Und nicht zuletzt jongliere ich mit Sprache und Kommunikation – und veröffentliche Wortspielereien, Kurzgeschichten oder einfach Amüsantes oder Interessantes rund um Sprache, Sprechen und Kommunizieren. Ich schreibe vorwiegend auf Deutsch und Englisch, teilweise auch Französisch. Unter Lovey's Astro-Lounge biete ich zudem Lebensberatung auf Basis von Astrologie und Tarot an – eine Form der Selbsterkenntnis, keine Zukunftspognosen.

Tagged with: , , , ,
Veröffentlicht in Allgemein, Hirntumor

Hinterlasse einen Kommentar

Neueste Kommentare
Du hattest Recht … |… bei Alles, was Recht ist!
An fotoSH bei Selbstlos?
Lovey Wymann, www.Sc… bei Nachlese
Rosmarie Hidber bei Nachlese
Lovey Wymann, www.Sc… bei Amtsschimmel und Co.
Kategorien